Theaterstück - Jean-Paul Sartre: DIE FLIEGEN

 

Sartre benutzt für DIE FLIEGEN die alte Atridentragödie über die Rache des Orest und der Elektra an Ägist und Klytämnestra als stoffliche Grundlage für das aktuelle Thema der Entschlußfreiheit des Menschen. In dem unterdrückten und besetzten Frankreich wurden DIE FLIEGEN auch als Zeitstück, als ein Beitrag zur Bewältigung einer unerträglichen Wirklichkeit verstanden. In dieser Situation erschien Sartres Drama, in dem Jupiter zu Ägist sagt: »Das schmerzlichste Geheimnis der Götter und der Könige: daß nämlich die Menschen frei sind, und sie wissen es nicht.« wie ein Aufruf zur Tat. Die weit größere Wirkung ging jedoch davon aus, daß das Stück die philosophische Rechtfertigung der Tat bot. Orest ist nicht bereit, den ausgetretenen Pfaden seines Lehrers zu folgen, der die Meinung vertritt, man dürfe sich an nichts binden, denn nur so könne man über den Dingen stehen. Dem Lehrer entwachsen, will Orest nicht den »lächelnden Skeptizismus«, sondern die Verpflichtung, die er in sich fühlt. Orest wählt die Tat; er tötet Agist und Klytämnestra, die das Volk durch eine monströse Kultivierung von Schuldgefühlen in Unterdrückung halten. Er verwirklicht seinen Existenzentwurf ohne Reue. Im Sinne der existentialistischen Philosophie nimmt er durch diese Wahl seine Freiheit war; zugleich aber ist er auch zu dieser »Freiheit verdammt«, denn Argos ist für ihn nicht ohne Bindung: es ist seine Vaterstadt. »Ich bin frei, Elektra!« ruft er aus, »Die Freiheit hat mich getroffen wie ein Blitz.« Seine Freiheit liegt in der Tat, die er zu begehen bereit ist, in der Verantwortung für etwas, was ihm wichtig wird. Eine Freiheit und eine Verantwortung, die ihn zu dem machte, was er nun ist: Er fühlt sich keinen fremden Plänen mehr ausgeliefert, keinen Gesetzen mehr unterworfen. Interessant ist in dem Stück, wie Elektra, die sich den Mord so viele Jahre herbeigesehnt hatte, in Reue verfällt, während Orest seine Unschuld bewahrt. Orest ist in die Stadt gekommen, um die Menschen von ihrer Herrschaft, von der Unterwerfung unter die Schuld, zu befreien und er nimmt die Tat und die Schuld auf sich und geht unschuldig davon.

 

 

 

Regie: Martina Garstka

 

Nach dem Studium an der Bergakademie Freiberg (Gas- und Öltechnik) arbeitete Martina Garstka u.a. am Deutschen Brennstoffinstitut, der Bergakademie Freiberg,dem Volkstheater Halberstadt und dem Verein Lichtpunkt e.V. Freiberg. Während der letzten Kunstausstellung der DDR war sie Galerieleiterin in Dresden.
Seit 1999 ist sie als freie Regisseurin tätig.

Schon während des Studiums leitete Martina Garstka eine Studententheatergruppe.
1997 gründete sie die Freie Theatergruppe
"Thespiskarren" und das Schwarze Theater "l'art noir". Mit ihren Theatergruppen nahm sie an internationalen Theaterfestivals teil.
Darüber hinaus konnte sie Erfahrungen sammeln bei der Theaterarbeit mit Behinderten und steht auch für Inszenierungen "außer Haus" zur Verfügung. Verschiedenste Weiterbildungen (u.a. ist sie ausgebildete Stimmtrainerin, Spielleiterin) eröffneten ihr u.a. auch die Möglichkeit, selbst Theaterkurse zu leiten.

 

 
 
 
Darsteller:
 
Jupiter Marcus Schreiner
Orest Andreas Wenger
Ägist  Dirk Renker
Der Pädagoge Danny Adler
Der Oberpriester  Christian Degenkolb
Elektra Lena Boeck/Birgit Loose
Klytemnästra Sabine Neukirch
Rinderhirte Thomas Rentzsch
 
Volk:  

Elisa Praske

Volkmar Wörner

Holger Lueg

Dirk Mittelstraß
 
Erinnyen:

Volkmar Wörner

Sabine Neukirch

Christian Degenkolb

 
 
Regieassistenz/Technik Thomas Rentzsch